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Von Menschen und Bildern – Wippermann GmbH

Für ein hiesiges Unternehmen mit durchaus überregionaler Bedeutung sollten wir einen echten Kundendialog ablichten – so weit, so gut. Nach einer Weile Suche hatten wir einen sympathischen älteren Kunden ausgemacht, mit Mantel über dem Arm und Tasche in der Hand geradezu der Inbegriff eines seriösen Geschäftsmanns: Wir sprachen ihn an und nach kurzem Zögern war er bereit, sich für diese Publikation und dieses nicht genannte Unternehmen portraitieren zu lassen. Wir baten ihn, genau das zu tun, was er vorhatte und so wandte er sich mit seinem Anliegen an eine der Kundenberaterinnen. Als er sich nach einigen Minuten Dialog wieder lächelnd zu uns umdrehte, war sofort klar: Seriöser Kunde, sympathische Mitarbeiterin, gewinnender Kundendialog und das auch noch fotografisch schön gelöst: Super, das ist im Kasten.

Die Presseabteilung dieses Unternehmens sah das etwas anders: Ja, natürlich wäre ihnen jeder echte Kunde durchaus wertvoll und der Herr sähe ja auch sehr nett aus, aber eigentlich wäre der Öffentlichkeitsarbeit ein etwas jüngerer Geschäftsmann dann doch lieber, wegen der avisierten Kundensegmente. Und ob denn nicht eines der schon vorliegenden Pressebilder mit jüngeren Mitarbeitern aus der Ö nicht vielleicht doch besser geeignet wäre…

Da clasht Reportage gegen Marketingdenke. Natürlich können Mitarbeiter Kunden spielen – doch sie spielen. Und nur wenige Mitarbeiter sind so gute Schauspieler, denen der Betrachter ihre Rolle auch fraglos abnimmt. So auch die Pressebilder: Zwei sportliche junge Männer in gut sitzenden Anzügen. Und trotzdem spürte man sofort: irgendwas stimmt da nicht – wie bei den „Finde-den-Fehler“-Bildern in der Kindheit. Und ein kurzer Blick genügte: Weder waren sie kommunikativ eingebunden, noch in einen glaubhaften Handlungsablauf. Der Kundenbereich des Unternehmens war offenbar nicht ihr Revier und sie fühlten sich deplatziert. Schade, denn so wirkten sie auch.Und es ist nicht nur schade, sondern sogar ein Schaden, wenn die Ö – verstellt von Wunschzielgruppen – reale Chancen nicht mehr erkennt und ein Stock-Market geeignetes Fake für Wahrheit hält und publizieren will.

Heimspiel für Mitarbeiter

Ganz anders die Wippermann jr. GmbH in Hagen: Mitarbeiter dort zu belassen, wo sie ihre Stärken haben, wo sie sich im Zentrum ihrer beruflichen Kompetenz befinden, das kann ein gewaltiger Fundus sein. Das bietet sich an für Human Resource (HR) und Recruiting-Kampagnen oder auch für Unternehmensdarstellungen wie Geschäftsberichte, Jahrbücher  oder Jubiläumsbücher. Und es zeugt von ehrlicher Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber, das einem familiengeführten Traditionsunternehmen vielleicht einfach näher liegt als Großkonzernen.

In einer umfangreichen Serie von Portraits haben wir Mitarbeiter aller Abteilungen portraitiert. Wir wollten nicht überziehen: keine blankpolierte Werkbank, kein aseptischer Arbeitsplatz, lieber das reale Leben mit so wenigen Eingriffen wie möglich. Und weil wir nicht nur stille Beobachter des Berufsalltags sein wollten, sondern das Selbstbewusstsein und Kompetenz der Mitarbeiter für den Betrachter sichtbar machen wollten, war das Portrait-Format für diese Serie rasch gesetzt. Und wir wollten sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen, in unsere und die des zukünftigen Betrachters. Und so sind die Bilder geworden:

 

„400V Industriefotografie hat vom Produktionsprozess der Rollenketten und Kettenräder ansprechende Bilder geliefert. Die Professionalität beider Fotografen hat während des Shootings ein freundliches Arbeitsklima erzeugt, das unsere Mitarbeiter motivierte aktiv teilzunehmen. Die Portraits sind sehr natürlich und die Shootings haben uns viel Spaß gemacht.

Frau Schierling, Wippermann jr. GmbH, Hagen

Ja, für den Mitarbeiter ein Klima oder einen Rahmen zu schaffen, ist einer der Knackpunkte in der Portraitfotografie. Denn der Mensch ist dann am besten, wenn er ganz er selbst ist und sich im Gegenüber spiegelt. Als Fotograf diesen Spiegel zu bieten, redend und agierend eine Beziehung mit dem Portraitierten aufbauen, um dann im rechten Augenblick für die Aufnahme parat zu sein. Das klappt fast immer. Doch eben nur fast immer, denn es gibt Menschen, die fühlen sich vor der Kamera derart unwohl und vor unerfüllbare Ansprüche gestellt, das man es den Bildern ansehen würde. Auch dieser ängstliche Teil der Seele ist sicherlich echt, doch gehören diese Bilder nicht in die Öffentlichkeit. Als Fotograf muss man akzeptieren, dass ein Foto für diese Mitarbeiterin / diesen Mitarbeiter nicht das geeignete Medium der Darstellung ist – das schmälert weder ihre oder seine Kompetenz, noch unsere als Fotografen. Dass wir es dennoch bei weit über 90% hinbekommen, finden wir eine sehr schöne Ausbeute.

Zumal bei unseren Bildern immer ganz klar ist: Wir zeigen die, die es wirklich können und nicht die, die nur so tun.

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